Stipendiat*innen des HFDU
Das Habilitationsforum hat seit seiner Gründung im Jahr 2015 insgesamt elf Stipendien vergeben. Durch diese und zahlreiche andere Angebote wurden Wissenschafter*innen aus unterschiedlichen Fachrichtungen auf ihrem Weg zur Habilitation unterstützt.
Erfolgsgeschichten
Step-In-Stipendium, seit 07/2023
Step-In-Stipendium, 09/2020–02/2021
Researcher in Residence, 03/2016–09/2016
Videoportraits
In unserer Videoportrait-Reihe kommen ehemalige Stipendiat*innen und Mitglieder des Forums zu Wort: Sie stellen sich und ihren Werdegang sowie ihr Habilitationsprojekt vor und erklären, inwiefern sie auf ihrem Karriereweg von den Unterstützungsmaßnahmen des HFDU profitieren konnten.
Seit März 2023 bekleidet der ehemalige HFDU-Stipendiat die Professur für Fachdidaktik des Unterrichtsfaches Geschichte und Politische Bildung an der Universität Wien.
Seit Dezember 2020 ist Elisabeth Riebenbauer Assozierte Professorin am Institut für Wirtschaftspädagogik der Universität Graz.
Der ehemalige HFDU-Stipendiat ist seit August 2022 an der Universität Innsbruck als Assistenzprofessor für Physikdidaktik tätig.
Die bisher einzige Researcher-in-Residence-Stipendiatin bekleidet seit 2017 die Professur für empirische Bildungsforschung mit Schwerpunkt qualitative Forschungsmethoden an der PH Tirol.
Habilitationsprojekte weiterer HFDU-Stipendiat*innen
Sandra Reitbrecht, Bridge-Stipendium (03/2021–06/2021)
Reflexives Modelllernen im Kontext durchgängiger Sprachbildung
Reflexives Modelllernen als (schreib-)didaktisches Konzept involviert Lehrende wie Lernende in spezifischer Weise in das Unterrichtsgeschehen: Lehrende werden beim Modelllernen zum Modell für ihre Schüler*innen, indem sie zeigen, wie sie selbst eine Aufgabe lösen, und durch didaktisch motiviertes Lautes Denken auch Einblicke in ihr metakognitives Wissen und in dessen Aktivierung bei der Aufgabenlösung geben. Schüler*innen führen beim reflexiven Modelllernen nach der Modellbeobachtung ein Interview mit ihrer Lehrperson und reflektieren ihre Erkenntnisse in einem anschließenden Auswertungsgespräch mit Peers.
In ihrem Habilitationsprojekt untersucht Sandra Reitbrecht unterschiedliche Aspekte des reflexiven Modelllernens im Kontext durchgängiger Sprachbildung. Im bereits abgeschlossenen Sparkling Science-Projekt „Am Modell lernen, als Modell lernen“ (kurz: AaMoL; gefördert vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung) wurde der Erkenntnisgewinn von Schüler*innen wie Lehrer*innen beim reflexiven Modelllernen für das wissenschaftspropädeutische Schreiben im Fachunterricht der Sekundarstufe II in den Blick genommen. In einer weiteren Studie stehen gezielt metakognitiv-regulierte Transferprozesse auf Schüler*innenseite sowie die Relevanz konditionalen Wissens bei einem fächerübergreifenden Einsatz des reflexiven Modelllernens im Zentrum des Forschungsinteresses.
Georg Marschnig, Step-in-Stipendium (10/2018–09/2019) und Bridge-Stipendium (04/2020–08/2020)
Multiperspektivität als sprachliche Herausforderung im historischen Lernen
Seit den wegweisenden Arbeiten von Klaus Bergmann in 1980er und 1990er Jahren (Bergmann 2000) wird Multiperspektivität als bedeutsames geschichtsdidaktisches Prinzip beschrieben, das – basierend auf der unabdingbaren Perspektivität und Selektivität jeglicher historischer Aussage – für die Auswahl, die didaktische Aufbereitung und den unterrichtlichen Einsatz von Quellen und Darstellungen von besonderer Relevanz ist.
Die Produktion geschichtlichen Wissens, und in weiterer Folge auch das historische Lernen, geht immer sprachgebunden vonstatten. Mehr noch: Geschichte ist – ob in der Wahrnehmung vergangener Wirklichkeit(en), deren Darstellung, Rezeption oder Diskussion – ohne Sprache schlicht unmöglich; im besten Wortsinn undenkbar. Dieser Themenlage hat sich die Geschichtsdidaktik erst in den letzten Jahren zugewandt (vgl. Handro/Schönemann 2010; Handro 2015). Seither kreist die Diskussion um Chancen und Risiken eines sprachaufmerksamen Geschichtsunterrichts (vgl. Kühberger 2017), empirische Zugänge fehlen aber weitgehend (vgl. Hartung 2013), obwohl es sich beim Verhältnis von Sprache und Geschichte Saskia Handro folgend um ein „Schlüsselproblem“ der Geschichtsdidaktik handelt.
Das gegenständliche Forschungsvorhaben nimmt dieses Desiderat auf und wendet sich der Frage zu, welche sprachlichen Schwierigkeiten sich Schüler*innen im Umgang mit Perspektivität, insbesondere im produktiven Bereich, entgegenstellen. Es beleuchtet die Stellung von Multiperspektivität im historischen Lernen und untersucht die narrative Umsetzung dieser Multiperspektivität in Texten von Schüler*innen.
Thomas Plotz, Step-in-Stipendium (09/2018–08/2019)
Habilitationsprojekt
Wir sind täglich und immerzu von Strahlung in verschiedenster Form umgeben. Verschiedenste Quellen senden elektromagnetische Strahlung aus und seit Beginn des 20. Jahrhunderts verwendet die Menschheit Strahlung in unterschiedlichsten Formen (Funk, Röntgen, Radiowellen...). Obwohl Strahlung omnipräsent ist, existiert noch recht wenig Forschung über das Wissen und die Vorstellungen von Schüler*innen zu diesem Bereich. Sowohl national als auch international fehlen elaborierte Testinstrumente und Unterrichtskonzepte, welche es den Schüler*innen erlauben Strahlung zu verstehen. Hier setzt das Forschungsprojekt an.
Ein wichtiger Teil des Habilitationsprojektes ist die Entwicklung und Evaluierung eines konzeptuellen Tests für den Bereich der elektromagnetischen Strahlung. In einem weiteren Teilschritt werden Lehrer*innen zur momentanen Unterrichtspraxis zu diesem Thema befragt. Dies soll die Lücke der vorhandenen Unterrichtskonzepte aufzeigen. Zusätzlich werden empirische Daten zur Darstellung des Spektrums und zur Konzeptualisierung von Strahlung (Welle oder Teilchen) erhoben und in die Entwicklung eines Unterrichtsganges eingefügt.
Ziel des Habilitationsprojektes ist somit einerseits ein valides und rasch-skaliertes Testinstrument für den Inhaltsbereich der elektromagnetischen Strahlung zu entwickeln. Andererseits ist die Entwicklung eines korrespondierenden Lehrgangs zu diesem Thema für die Sekundarstufe 1 im Fokus des Projekts, sodass am Ende nicht nur der Wissensstand von Schüler*innen erhoben werden kann, sondern auch Material vorhanden ist, welches sich im Klassenzimmer als wirksam erwiesen hat.
Roland Bernhard, Bridge-Stipendium (09/2018–02/2019)
The Epistemic Beliefs and Practice of Austrian History Teachers after the Paradigm Shift towards Historical Thinking (EBAHT)
Funding from the Habilitationsforum Fachdidaktik & Unterrichtsforschung makes it possible that the last phase of the Habilitation project is being conducted in the framework of a Visiting Research Fellowship at the University of Oxford, Department of Education from the 1st of September 2018 until the 28th of February 2019.
The main aim of the EBAHT-project is to examine in detail the beliefs and views of those responsible for the enactment of the current history curriculum in Austria – history teachers themselves. This project draws on rich data generated within the mixed method study "Competence and Academic Orientation in History Textbooks" conducted in Austria between 2015 and 2018. That large-scale, funded Austrian project examined the use of history textbooks by teachers in the context of requirements laid down by the competence-based history curriculum introduced in 2008. Results were published in a number of publications. The qualitative strand of the project consisted of interviews with history teachers (n=50) and participant observation in history lessons (n=50). The project in Oxford emerged from the original qualitative data, and focuses more explicitly on the history teacher's epistemological beliefs in order to be able to connect them to their views about the competence-based curriculum and their teaching practice. The findings will inform teacher education, policy and textbook production in Austria.
Team members: Prof. Dr. Katharine Burn (University of Oxford), Prof. DDR. Ulrike Greiner (University of Salzburg), Prof. Dr. Christoph Kühberger (University of Salzburg).
Susanne Seifert, Step-in-Stipendium (10/2017–02/2018)
Diagnostik und Ferien-Förderung der Lese- und Sprachfähigkeiten von Grundschulkindern vor dem Hintergrund sprachlicher Diversität
Das Habilitationsprojekt ist gegliedert in zwei Teilprojekte, die sich an der Schnittstelle zwischen Pädagogik, Sprachwissenschaft und Fachdidaktik befinden. In einem ersten Teilprojekt sollen diagnostische Verfahren für die Erhebung von Lese- und Sprachfähigkeiten in sprachlich heterogenen Grundschulklassen entwickelt und normiert werden, die sowohl für Kinder mit Deutsch als Erstsprache (L1) als auch mit Deutsch als Zweitsprache (L2) einsetzbar sind. In einem zweiten Teilprojekt soll ein innovatives Sommerferienprogramm konzipiert, evaluiert und in der Steiermark etabliert werden. Dieses Sommerferienprogramm soll eine adäquate und neuartige Unterstützungsmaßnahme für Zweitklässler*innen (L1 und L2 Deutsch) sein, die Auffälligkeiten im Lesen zeigen. Da bei Kindern mit Leseschwierigkeiten die familiäre Umgebung häufig nicht genügend fördernde Inputs zur Verfügung stellen kann, sollen auch die Eltern der Kinder in die Förderung miteingebunden werden.
Agnes Grond, Bridge-Stipendium (07/2017–06/2018)
Bayramerzählungen kurdischer Schülerinnen in Graz. Erzählen im Spannungsfeld von sprachlicher Herkunftskultur und Einwanderungskultur
Im Zentrum des Projekts stehen schriftliche und mündliche Erzählungen kurdischer Schülerinnen, deren Familien aus der Türkei nach Österreich migriert sind. Die schriftliche Edition eines zuvor mündlich produzierten Textes liefert sprachliche Daten aus dem Bereich der familiären sprachlichen Domäne, die von einer interaktiven kommunikativen Situation geprägt ist, sowie aus dem Bereich der bildungssprachlichen schriftorientierten Domäne, in der alles, was innerhalb einer kommunikativen Situation konstitutiv ist, mit sprachlichen Mitteln eingeführt werden muss. Um Vergleichbarkeit zu gewährleisten, ist das Thema der Erzählungen (Opferfest (bayram)) vorgegeben. Diese Daten werden ergänzt mit Leitfadeninterviews, die Aufschluss geben über den individuellen Sprachgebrauch und Spracheinstellungen, Bildungsgrad und Bildungsverlauf der Eltern und Geschwister sowie soziokulturell geprägten literalen Traditionen, wie z.B. dem Lesen des Koran usf. Diese schriftkulturellen Praktiken können sich für den Erwerb der Zweit(schrift)sprache als Ressource oder Barriere erweisen: In der neueren Forschung besteht Konsens, dass derartiges literales Wissen zwar den spezifischen Gegenstand des schulischen Schreib-/Leseunterrichts ausmacht, dass dieses aber auf Wissensstrukturen aufbaut, die als emergente oder Proto-Literalität schon in Auseinandersetzung mit den schriftkulturellen Erfahrungen im vorschulischen Bereich entwickelt worden ist. Hier ist zu erwarten, dass nicht nur sozial unterschiedliche Kontexte diese Wissensstrukturen bestimmen, sondern dass diese zusätzlich noch durch unterschiedliche kulturelle Traditionen geprägt sind, die sich im Falle der kurdischen Probandinnen aus dem spezifischen Moment der muslimischen schriftkulturellen Traditionen auf der einen Seite und den oralen Traditionen der kurdischen Gesellschaft auf der anderen Seite zusammensetzen. Daher wird als Grundlage für eine Analyse des von den Proband*innen genutzten bildungssprachlichen Wissens eine ethnographische Studie zu den entsprechenden Hintergründen in der kurdischen Community durchgeführt, um exemplarisch die Verhältnisse in einer mehrsprachigen Gemeinschaft in der Migration zu dokumentieren.
Ylva Schwinghammer, Bridge-Stipendium (WiSe 2016/17)
Voraussetzungen und Dimensionen literarischen Lernens anhand älterer deutscher Texte (AT)
In Zusammenhang mit der Diskussion um Legitimation und Relevanz älterer deutscher Literatur für den Deutschunterricht wurden in den vergangenen Jahren einige grundlegende Thesen zu ihrem besonderen Stellenwert formuliert, deren empirische Überprüfung jedoch bis heute aussteht. Es wird unter anderem davon ausgegangen, dass literarische Texte der älteren deutschen Sprachstufen durch ihre Poetizität und sprachhistorische Differenzqualität, die eine Entschlüsselung auf mehreren Ebenen notwendig machen, einen besonders günstigen Einfluss auf zentrale Prozessebenen der Lesekompetenz haben. Neben der Förderung von textbezogenen konkreten Lesefertigkeiten werden mittelalterlichen Texten auch darüber hinausgehende Potentiale in Zusammenhang mit Teilbereichen literarischer Kompetenz zugesprochen. Die mitunter hohen Anforderungen im Bereich literarisches Gattungswissen, Kontextualisierung und kulturelles Wissen bzw. Gedächtnis können als Chance für einen entsprechend hohen Lerneffekt gelten. Gerade die sprachliche Differenzqualität und kulturelle Distanz erfordern und befördern eine diskursives Aushandeln von Bedeutungsebenen; der Leser oder die Leserin tritt in den Dialog mit dem Text und wäre somit offen für weitere literarische Erfahrungen. Das Habilitationsprojekt nähert sich dieser und verwandter Fragestellungen in Form einer dreiteiligen empirischen Studie , die sich mit Textverstehen, literarischem Lernen sowie den Bedingungen eines didaktischen Einsatzes älterer deutscher Texte befasst.