Andrea Raggl
Die heutige HS-Professorin forschte von März bis September 2016 als Researcher in Residence-Stipendiatin an der Universität Graz.
Andrea Raggl studierte Lehramt für Volksschulen und Erziehungswissenschaften an der Universität Innsbruck. Darauf folgte ein zweijähriger Aufenthalt in London als Forschungsassistentin an der Roehampton University. 2007 schloss sie ihre Promotion mit dem Titel "Lehr- und Lernkulturen im Wandel am Beispiel englischer Primarschulen" an der Universität Innsbruck ab. Von 2009 bis 2013 leitete sie das Zentrum für Forschung an der PH Vorarlberg und von 2013 bis 2017 den Forschungsschwerpunkt „Elementar-und Primarpädagogik“ der PH Vorarlberg.
Seit 2017 ist Andrea Raggl Professorin für empirische Bildungsforschung mit dem Schwerpunkt qualitative Forschungsmethoden an der Pädagogischen Hochschule Tirol. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Lehren und Lernen in altersgemischten Lerngruppen, Grundschulen im ländlichen Raum sowie ethnographische Schul- und Unterrichtsforschung.
Habilitationsprojekt: Lehren und Lernen in altersgemischten Klassen
In den letzten Jahren zeigte sich ein verstärktes Interesse an jahrgangsgemischten Klassen im deutschsprachigen Raum. Waren es zuvor vor allem kleine Dorfschulen, welche aufgrund der niedrigen SchülerInnenzahl jahrgangsgemischte Klassen führen mussten, haben mittlerweile auch immer mehr größere Grundschulen auf jahrgangsgemischte Klassen, vor allem im Schuleingangsbereich, umgestellt. Gegenwärtig werden große Hoffnungen mit der Jahrgangsmischung verbunden und es wird darin die Lösung vieler Herausforderungen der Grundschule gesehen, z.B. eine bessere Berücksichtigung der unterschiedlichen Entwicklungsvoraussetzungen der Kinder im Schuleingangsbereich. Der aktuelle „Boom“ jahrgangsgemischter Klassen wirft aber auch die Frage auf, inwieweit es sich hier um überzogene Erwartungen handelt und welche Herausforderungen mit der Neuorganisation einhergehen. Insgesamt gibt es erst wenige wissenschaftliche Untersuchungen über mögliche Auswirkungen auf die Arbeit von Lehrpersonen sowie das Lernen der Kinder sowie über die konkrete methodisch-didaktische Umsetzung altersgemischten Unterrichts - hier setzt das Habilitationsprojekt an.
Ein Schwerpunkt der kumulativen Habilitation ist das altersgemischte Lernen in kleinen Schulen im ländlichen Raum. In zwei Interreg Projekten untersuchte ich gemeinsam mit KollegInnen aus der Schweiz den altersgemischten Unterricht in kleinen Schulen. Auf der Grundlage einer Fragebogenerhebung und Interviews untersuchte ich die Arbeitsbedingungen von Lehrpersonen kleiner Schulen sowie die methodisch-didaktische Umsetzung altersgemischten Unterrichts. Ein weiterer Schwerpunkt der Habilitation stellt das altersgemischte Lernen in größeren Volksschulen dar, welche aus pädagogischen Gründen altersgemischte Klassen führen. Im Rahmen eines ethnographischen Forschungsprojekts in zwei Schulen mit Montessori-Schwerpunkt standen dabei die Interaktionsprozesse der Kinder in altersgemischten Lerngruppen im Mittelpunkt.